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Langsam weicht der Nebel über Kötschach-Mauthen der Kraft der Sonne. Die Sauger in den GT-Fahrzeugen atmen bereits gierig die kühle Morgenluft, die Teams des Porsche Club Graz (4x Steiner auf GT3 und GT4) sitzen noch beim ersten Kaffee. Es ist ein Samstag im Juni, rund 25 Pässe warten darauf, für potenzielle Clubausfahrten erkundet zu werden. Etappe 1 führt durch das malerische Lesachtal: Wo sich im Winter die Schneewehen meterhoch türmen, warten heute viele Kilometer wenig befahrener Straßen in schönster Alpenlandschaft. Ein Abstecher auf die drei Zinnen, nun bereits in Italien, lohnt sich nur für den Ausblick, der Verkehr ist hier bereits dicht, die Straße eng. Deutlich interessanter ist dagegen wiederum die Fahrt über den Passo di Giau. Anfangs noch im Wald, öffnet sich die Straße zusehends und die Michelin Pilot Sport Cup 2 Semislicks erreichen bei einigen schnellen Kurven ihre Betriebstemperatur.
Am Weg in Richtung Falzarego erfolgt der erste außerplanmäßige Stopp. Mit schönstem Akzent klärt uns die italienische Polizei über die Radrennen auf, die im Sommer fast wöchentlich auf den Pässen in Südtirol stattfinden. „My friends, please do me a favor...don’t go fast today, there is a lot of traffic here.” In der Tat sind auch Pordoj und Sella an diesem Tag landschaftlich ein Traum, fahrerisch jedoch kaum interessant. Die großen Pässe der Sella Ronda sollte man besser an Wochentagen frühmorgens in Angriff nehmen. Dem Tipp des Polizisten folgend fahren wir daher über den wenig frequentierten Fedaia und werden mit einer gut ausgebauten Fahrbahn und zügigen Kurven belohnt.

Nach einem Zwischenstopp in Meran führt der nächste Tag auf den Jaufenpass. Im weiterhin dichten Verkehr gibt es auf der langen Anfahrt von St. Leonhard jedoch gute Überholmöglichkeiten.
Auf knapp 2500m Seehöhe steht im Anschluss das Timmelsjoch bevor. Auch hier lohnt es sich, die Stoßzeiten zu vermeiden. Die Anfahrt von der italienischen Seite ist schlicht als spektakulär zu beschreiben; über zahlreiche Kehren, dicht am Abgrund entlang, schlängelt sich die Straße auf den Gipfel an der italienisch-österreichischen Grenze. Nicht minder beeindruckend ist die Fahrt auf den Stelvio, zu deutsch Stilfser Joch – ein klingender Name im Reich der Kurven. Von Prad kommend führen 56 Kehren auf den Gipfel, teils sehr eng ausgeführt, dazwischen steinerne Mauern, die jedes Geräusch der Boxermotoren verstärken. Auch wenn die tatsächliche Geschwindigkeit gering ist: Die Geräuschkulisse und vor allem der Blick auf dieses Meisterwerk an Straßenbau sind unvergleichlich. Tipp: Übernachtung am Gipfel in einem der einfach gehaltenen Hotels.

Pünktlich um 6.00 Uhr taucht die Sonne den Stelvio in goldenes Licht. Team GT3 ist bereits startklar – schon vor dem Frühstück geht es über den Umbrail hinunter und bei absolut leerer Straße (!) wiederholt den Stelvio hinauf. Wer würde das nicht gerne täglich machen?
Zwei Stunden später ist das Team in voller Stärke über den Umbrail hinab auf die Schweizer Seite unterwegs. Der Gasfuß muss nun etwas leichter sein, die Schweizer verstehen da keinen Spaß. Auf der anderen Seite des Biosphärenpark Val Müstair und des Ofenpasses wartet die Fraktion des Porsche Club Vorarlberg auf uns: Elisabeth und Bernhard Bügelmayer auf GT3 und GT3 RS, im Gepäck ein ambitioniertes Tagesprogramm, um uns die Schweizer Alpenpässe näherzubringen. Flüela und Albula wecken bereits die Begierde mit toll ausgebauten Straßen und alpinen Landschaften auf deutlich über 2000m. Schlussendlich überqueren wir von der italienischen Seite her mit 1800m Anstieg (!) den Splügenpass nach einer traumhaft langen Anfahrt und zahlreichen Kehren. Dort trennen sich unsere Wege auch bereits wieder – während die Teams Bügelmayer nach Vorarlberg abzweigen, liegt vor den Teams Steiner noch der Bernardino am Weg Richtung Lago Maggiore. Auch dieser verdient eine dringende Empfehlung, selbst wenn wir heute kaum noch Energiereserven dafür aufbringen können. Ein gediegenes Abendessen am Ufer des Sees rundet den intensivsten Fahrtag ab.

Tag 4, der Himmel ist grau, die Reifen kalt. Der Fahrspaß am Gotthard wird durch die widrigen Bedingungen etwas gezügelt, ein weiterer Besuch bei Sonnenschein würde sich wohl lohnen. Andererseits unterstreicht das Wetter an diesem Tag das raue Erscheinungsbild der hochalpinen Schweizer Pässe. Direkt nebeneinander liegen nun Furka und Grimsel. Zu guter Letzt geht es üben den Sustenpass und den Klausenpass wieder Richtung Österreich. Am Weg dorthin erfolgt eine weitere „Verkehrskontrolle“: Die Schweizer Kühe lassen sich durch die Motorengeräusche nicht beirren und wollen beide Porsche ausgiebig beschnuppert haben, bevor sie uns passieren lassen. Mit weiteren 2000 km am Tacho und zahllosen Ideen für tolle Clubausfahrten im Gepäck treten wir den Heimweg an.
(Liste mit allen Pässen unten.)

Bilder + Text: Philipp Steiner, Porsche Club Graz

Samstag

  • Lesachtal 
  • Drei Zinnen / Tre Cime
  • Tre Croci
  • Passo di Giau
  • Passo Fedaia
  • Passo Pordoij
  • Passo di Sella

Übernachtung in Meran

Sonntag

  • Jaufenpass
  • Timmelsjoch
  • Sulden
  • Stelvio

Übernachtung am Stelvio

Montag

  • Umbrail
  • Stelvio
  • Bormio
  • Umbrail
  • Ofenpass
  • Flüela
  • Albula
  • Splügen
  • Bernardino

Übernachtung in Luino

Dienstag

  • Gotthard
  • Furka
  • Grimsel
  • Susten
  • Klausen     

Autoreisezug FK >> Graz

Bilder: Steiner family